Ungarn, 22.-29.04.2013
Sonnenschein, Gegenwind und Paprika. Budapest, Donau und Pecs. Hostels, Camping und Mücken.
Fällt mir sonst noch etwas ein?
Der Sommer begleitet uns seit über einer Woche in Ungarn, welches wir seit Estergom bereisen und erfahren.
Anfangs schien es uns, dass uns Land und Leute nicht wohlgesonnen waren. Verkehrsreiche Strassen, abweisende Antworten, unendlich lange Anreise nach Budapest, trotz durchschnittlicher Tageskilometer. Wir sind mitsamt des Feierabendverkehrs in diese schöne Hauptstadt eingereist, haben um 20:00Uhr endlich unser Hostel gefunden und konnten uns glücklicherweise in einem grossen Zimmer mit Parkettboden zu einem vernünftigen Preis erholen. Neben den Betten hatten unsere Räder auch genügend Platz. Abendessen im Schnellimbiss „Istanbul“ an der Ecke, Hauptstrassenlärm inklusive.
Budapest hat uns in den kommenden zwei Tagen jedoch sehr gut gefallen. Die alte Stadt auf der Pest – Seite, die Parks auf der Buda-Seite. Edle, aber mittlerweile leider zerfallende Häuser, die „Ruin-Bars“ – ein Überbleibsel aus der Zeit der beginnenden Freiheit – und nicht zu vergessen die Thermalbäder. Wir sind nicht im Gellert-Bad gelandet, sondern im angeblich grösseren Szechenyi-Bad und haben einen wohltuenden Nachmittag für Körper und Geist in den verschiedenen heissen und warmen Becken verbracht.
In Budapest hört für die meisten Radler die Tour entlang der Donau auf. Dies wird einem so richtig bewusst, wenn Fahrrad, Po und Gepäck auf den Schotterwegen der Dämme stundenlang durchgeschüttelt werden. Stumpfsinniges fahren – oder meditieren, wie Roman es nennt – ist angesagt. Wir freuen uns dann über jedes Dorf mit Café – oder einfach mit Teerstrassen, Häusern und Menschen. Tibor, zum Beispiel, ein arbeitsloser Budapester Taxifahrer, hat uns am Rande der Donau in den Garten seines Mini – Häuschens bei Domsöd zum Übernachten eingeladen. Entstanden ist daraus ein Abend der Sonderklasse. Bevor die Packtaschen von den Rädern genommen wurden, gab es den ersten „Fröcs“, bevor das Zelt stand, hatten wir schon das zweite Weisswein – Mineralwasser – Gemisch im Glas und mein drittes Glas habe ich ungesehen im Gebüsch geleert. Peter kam, 3 Zähne im Mund, sehr bedächtig und ein langer Pferdeschwanz. Geschickt konnte ich den 4 Fröcs abwehren, aber auf dem Weg zu Joszef traf Tibor einen Freund. Ein Glas Palinka (Schnaps) liegt immer drin, das zweite Glas … wir haben vehement abgelehnt, was sogar funktioniert hat.
Joszef hat seine Bar direkt am Donau-Ufer, zwischen all den kleinen Fischerhäuschen. Die Tische waren zunächst leer, aber nach und nach kamen immer mehr Freunde. Und immer mehr Fröcs oder Bier oder Palinka auf den Tisch. Als einzige Frau konnte ich getrost nur Mineralwasser bestellen und mich auslachen lassen – Roman hatte am nächsten Tag schwere Beine.
Die Partybeleuchtung ging an, die Musik wurde lauter, irgendwann sang der selige Bob Marley „Let’s get together and feel alright“. Wir sahen nicht mehr die Donaudämmerung, hörten nicht mehr die Enten quaken oder die Mücken summen. Peter lachte uns mit seinen drei Zähnen an, löste das Haargummi, die Donaudisko war geboren. Unwirklich aber wahr, zwei Arbeitslose, zwei Radler und die Donau tanzten um die Wette, bis der letzte benzinartige selbstgebrannte Palinka im Blut ankam.
Der kommende Tag kann unter „Fahrt auf dem holprigen Damm; brütende Hitze; erste Gäste auf dem Campingplatz am See; erste Mückenstiche“ verbucht werden. Dann trafen wir Marica, die uns bis Baja mit dem Fahrrad und vielen Worten begleitete. Diese Begegnungen sind es unter anderem, die einem das Leben als Reisenden abwechslungsreich gestalten. Sie fährt weiter bis … Himalaya, Australien und dann …. 1.5 Jahre lang.
Und jetzt – jetzt sind wir schon an der Grenze zu Kroatien und Serbien angekommen. Mohacs ist ein hübsches verschlafenes Städtchen, heute haben wir uns Pecs (Fünfkirchen) angeschaut. Leider hat es uns nicht so sehr wie erwartet beeindruckt. Herausgeputzt und touristisch ist es sehr schön, hat für uns aber kein ausgeprägte Flair. Immerhin haben wir Synagoge, katholische Kirche, Moschee und Lutheranische Kirche entdeckt. Die Orthodoxe Kirche war leider nirgendwo erwähnt.
Morgen geht es weiter, wir haben uns für die Route durch Serbien entschieden. Bericht folgt.