Südkorea 3. Teil

21.05. bis 29.05.2023

Seoul, Busan

Alle 4 stehen wir hier, im 17. Stock des Hotels und können es kaum fassen, dass der schon lange gehegte Plan endlich in Erfüllung geht. 2020 wollten wir eigentlich unsere «lange Reise» unternehmen, einmal quer durch Russland, von Wladiwostok per Fähre nach Südkorea und dann weiter nach Japan. Es hat nicht sollen sein, Corona und ein Imperator sind uns dazwischen gekommen. Aber jetzt sind wir hier und fallen uns in die Arme.

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Blick aus dem Hotelzimmer (Seoul)
 
Fischbude in einer Seitenstrasse
 
Seoul / Gyeongbokgung-Palast
Touristen in Hanbok-Kleidern
Seoul / Gyeongbokgung-Palast
Seoul / Gyeongbokgung-Palast
 
 
Bukchon-Hankokviertel in Seoul
CCTV - der koreanische Staat schaut mit
 
 
 
Restaurantbesuch auf dem Nachtmarkt
Luftabzüge im Grillrestaurant
 
 
City Hall in Seoul
Bau von Zaha Hadid in Seoul
Bau von Zaha Hadid in Seoul
 
 
 
Beim Bibimbap-Essen mit Tanya und Urs
"It's now or never" / Zeit für einen Kaffee mit Elvis
 
 
 
 
 
Laternenfestival zu Buddhas Geburtstag
 
Laternenfestival zu Buddhas Geburtstag
 
 
 
 
 
 
 
 
TV live
 
 
 
Am Hafen von Busan
Fischmarkt in Busan
Fischmarkt in Busan
Fischmarkt in Busan
Fischmarkt in Busan
 
Popreis
 
 
 
In der Spielhölle
Filmstadt Busan
 
K-Pop Fanartikel
Tischgrill
 
 
K-Popstars
Gamcheon-Viertel in Busan
Gamcheon-Viertel in Busan
 
Songdo-Beach in Busan
 
Songdo-Beach in Busan
Songdo-Beach in Busan
 
Spielhölle
 
Metro in Busan
 
 
 
 
 
 
Beomeo-Sa / Tempel in Busan
 
 
Beomeo-Sa / Tempel in Busan
Beomeo-Sa / Tempel in Busan
Kalte Buchweizennudeln
Im Filmmuseum von Busan
Filmstadt Busan
Filmstadt Busan
Fähre nach Japan
Tschüss Südkorea / Fähre nach Japan
 

 

Urs und Tanya sind gerade erst aus der Schweiz angekommen, ihre Gesichter verraten einen leichten Jetlag. Auch wir sind vor 2 Stunden erst aus Sokcho mit dem Bus angereist, die 10km vom Busbahnhof zum Hotel per Rad waren, gelinde gesagt, anstrengend – viel Verkehr und noch mehr Steigungen, die Stadt dehnt sich vom Fluss her gen Norden über viele Hügel aus. Einziges Highlight der Fahrt war die Flussüberquerung – heute am autofreien Tag (nur diese eine Brücke betreffend). Ganz Seoul schien auf Rädern und zu Fuss dort unterwegs zu sein, Popup-Cafés mit Blick über das Wasser säumten die Leitplanken, um die Essensstände bildeten sich bunte Trauben von Paaren und Familien, Kinder liefen wild durcheinander und als wäre das noch nicht ausreichend – setzte, als wir mitten auf der Brücke waren, noch das «Wasserspiel» ein, angeblich das längste Brückenwasserspiel der Welt.

Jetzt müssen wir aber raus, uns ins Treiben dieser Grossstadt stürzen, Seoul erleben! Ohne die Stadt zu kennen haben wir gemeinsam im Januar unser Hotel gebucht, in Myeong Dong, dem zentralsten Stadtteil wie es uns schien, in der Nähe der Paläste, des Fernsehturms und des traditionellen Hanok-Quartiers. Aber es ist auch ein sehr touristischer Ort mit vielen Hotels, Banken, Souvenirläden und, das darf man in diesem Land nicht vergessen, unendlichen Möglichkeiten, sich den Magen zu füllen.

Wir haben viel vor in dieser Stadt, haben uns einige «Highlights» herausgesucht. Neben den oben genannten (Paläste, Hanok-Quartier, Fernsehturm) stehen noch K-Star-Road, Leeum Kunstmuseum, Zaha Hadids futuristischer Bau und verschiedene Märkte für die nächsten 5 Tage auf unserem Programm. Das Wetter meint es gut mit uns, es ist vielleicht fast zu heiss und wir fragen uns, wie die vielen Touristen, einheimische und fremde, sich wohl jetzt fühlen, in ihren geliehenen und fake-traditionellen Kleidern (Hanbok). Diese Stoffungetüme sehen eher nach China-Ware aus, aber da man mit ihnen kostenfrei in alle Paläste kommt, sieht man nun bleich-blonde und gelockt-farbige Menschen neben K-Pop-frisierten Koreanern in Hanbok herumlaufen. Mit ein wenig viel Fantasie kann man sich vorstellen, wie das Treiben vor Jahrhunderten hier in diesem neugebaut-historischen Freilichtmuseum wohl ausgesehen hat.

Uns zieht es weiter, in die moderneren Ecken, und wir erkunden das Gebiet um Zaha Hadids Bauwerk. Wundersam weich ist dieser metallisch glänzende Koloss anzusehen; dort wo er jetzt steht war bis vor einigen Jahren noch das städtische Sportstadion. In der näheren und weiteren Umgebung finden wir, wie überall und schon oft erwähnt, Restaurants und Essensstände im Überfluss. Einzig, und das ist wirklich ein Problem für uns, es gibt fast keine Möglichkeiten, vegetarisches Essen aufzutreiben. Wir können Suppen mit Rindfleisch, Fisch oder Meerestieren bestellen, wir können Gimbap mit Schinken, Pulpo oder Bulgogi (Rindfleisch) haben, wir können in irgendein Grillrestaurant gehen und wir können sogar mehrmals betont vegetarisch bestellen, irgendwo ist immer etwas Tierisches drin. Zweimal hatten wir abends Verabredungen; ein Ex-Studienkollege von Tanya ist vor einigen Jahren nach Seoul gezogen und eine Freundin von Tanya macht ein Design-Projekt mit einer Koreanerin, für die nun ein kleines Päckchen aus der Schweiz mitgekommen ist. Beide Male haben wir schon Tage im Vorfeld Vegetarisch bestellt und das Bibimbap war dennoch mit Bulgogi, die Tofu-Suppe dennoch mit Meeresfrüchten zubereitet.

Es waren zwei schöne Abende mit den Bekannten aus Seoul. Wir haben uns grossartig unterhalten, neue Ecken der Stadt kennen gelernt und einige der kulturellen Eigenheiten besser verstehen gelernt. Zum Beispiel haben wir uns oft gewundert, warum Korea uns so derartig sicher vorkommt, warum niemand auch nur im geringsten revolutionär zu sein scheint, warum wir nirgendwo Graffiti sehen, warum niemand die Strasse bei «rot» überquert auch wenn es mitten in der Nacht ist und kein Auto kommt weit und breit.

Es liegt nicht nur an den CCTV (Closed Circuit TV) – Kameras die in jeder Hausecke, an jeder Ampel an vielen Bäumen im Park zu sehen sind. Es liegt auch daran, dass die Koreaner diese Sicherheit schätzen. Auf meine Frage, warum denn wirklich niemand bei «rot» über die Ampel gehe, habe ich nur verstecktes Lachen geerntet und als Anwort zu hören bekommen: «Das ist gefährlich!» Nein, nicht wegen Gesichtserkennung und so, sondern wegen der Unfallgefahr. Und so stehen auch wir gefühlte 5 Minuten an jeder Fussgängerampel bis das grüne Männchen kommt.

Ach, und dann sind wir am falschen Tag und zur falschen Uhrzeit auf dem grössten Markt der Stadt gewesen, gerade schlossen die letzten Marktstände; wir sind komplett unvorbereitet – und somit ohne Ticket – im Kunstmuseum gewesen und haben also die Cattelan-Ausstellung nicht sehen können. Wir haben Gott-weiss-was von der K-Star-Road erwartet und es war einfach nur eine stark befahrene Einkaufsmeile mit Top-End-Läden (Gucci, Armani, Prada…. etc). Dafür aber hat uns der Abstecher zu Fuss an den Hangang mit Graffiti belohnt: eine Unterführung mit bunt und spannend bemalten Wänden – und einer grossen Tafel, die die Regeln verkündet: nur zwischen 22Uhr und 5 Uhr Graffiti anbringen, keine Schimpfwörter oder obszöne Bilder, Dosen immer wegräumen, keine anderen Wände besprühen… ist Graffiti dann immer noch Graffiti?

Am letzten gemeinsamen Tag in Seoul sind wir mit der Gondel hinauf auf den Hausberg, dort weiter mit dem Aufzug hinauf auf den 236m hohen Fernsehturm und haben mit dem weiten Blick über die Stadt auch unsere Zeit in der Stadt Revue passieren lassen. Toll war es, diese Zeit mit Tanya und Urs zu verbringen. Wir haben hier viele Kilometer und zehntausende von Schritten gemeinsam zurück gelegt. Toll war der Abend auf dem Nachtmarkt, das Essen in diesem einfachen, turbulenten und schnellen Marktrestaurant mit Frühlingszwiebel-Pfannkuchen, Meeresfrüchte-Pfannkuchen, Kimchi und vegetarische Mini-Gimbap, dazu ein feiner Soju. Am Marktstand haben wir als Dessert – ja, auch das haben wir gelernt – süsse knusprige Chicken-Nuggets gegessen. Das übliche Bier dazu haben wir später nachgeholt. Wir haben auf unseren Stadtwanderungen – und auch jetzt hier am Fernsehturm – viele Menschen gesehen, viel Hauptstadtluft geatmet. Seoul ist gross, Seoul hat viel zu bieten, aber Seoul ist auch irgendwie … unspannend. Es ist eine Grossstadt wie viele andere; bis auf einige wenige Eigenheiten könnte man das gesamte Zentrum auch in eine europäische Grossstadt setzen. Mit dem Unterschied, dass aus unserer Sicht in Berlin, Paris oder Mailand, ja sogar in Zürich, Basel oder Bern, mehr Originalität, mehr Spirit, mehr Leben zu finden ist.

Vielleich ein wenig so, wie in Busan. Ja, von dieser Hafenstadt sind wir recht begeistert. Schon die Einfahrt vom Busbahnhof 20km ausserhalb war ein Erlebnis. Die ehemaligen Dörfer sind nun mit der Stadt verwachsen, mittlerweile ein Teil von ihr, aber der Dorfcharakter ist an vielen Stellen noch erhalten mit kleinen Läden, kleinen quirligen Restaurants, kleinen Plätzen die zum Treffpunkt der Pensionierten werden. Mindestens 5km lang wurden wir auf breitem Fahrradweg entlang eines Stadtkanals bis zum Zentrum geführt, bis zu dem Teil an dem die Hochhäuser tatsächlich an den Wolken kratzen. Der Fischmarkt hier, direkt am Meer mit Blick auf die Fischkutter ist zwar nicht einladender als sein Gegenstück in Seoul, dafür aber sind die Menschen wieder bodenständiger, neugieriger, freundlicher. Wir laufen vorbei an unzähligen Marktständen, vorbei an Handwerkerläden und Handarbeitsläden, vorbei an silbrigen Fischen und Tinte spuckenden Kopffüsslern, vorbei an Schweinerippchen und Rinderhüften, vorbei Kimchi und eingelegten Algen. Wir finden unseren Weg – per Taxi – ins ehemalige Busaner Slum, das aufgrund eine Künstleraktion nun eine der grössten und buntesten Touristenattraktionen ist mit farbigen kleinen Häusern die sich eng an einen der vielen Hausberge schmiegen. Es ist quirliger hier, Busan hat mehr Herz, mehr Leben zwischen all seinen grünen Hügeln verteilt. So auch auf dem Hügel, auf dem die Endstation der Songdo- Gondelbahn liegt. Schwindelfrei sollte man schon sein, wenn man sich in diese Gondel mit gläsernem Boden setzt, aber es lohnt sich wirklich, einmal hinüber zu fahren, den Stadtstrand und die Tanker, das weite offene Meer unter sich und dann von der anderen Seite wieder zurück zu schauen.

Zum Abschluss, und bevor das Wetter so richtig schlecht wird, haben wir am Sonntag noch den Beomeosa-Tempel besucht, immer noch auf Stadtboden liegend aber in den nebligen Hügeln 20km nördlich versteckt war es wohl der schönste Tempel, den wir in Südkorea besucht haben. Eindrucksvoll farbig führten uns die bunten Laternen mit den gewichtigen Wunschzetteln bis zum Haupttempel, weiter zu den einzelnen kleinen Anbetungsstätten. Von überall tönten die Mantras, Menschen schlurften flüsternd über Plätze und Treppen und wäre nicht schon der erste Regenguss über uns ausgeschüttet worden, wir hätten den Besuch noch länger ausgedehnt.

Ja und jetzt, jetzt sitzen wir in der Fähre nach Japan. Das erste grosse Kapitel der lang geplanten Reise ist zu Ende. Wir sind ein wenig wehmütig – und voller Vorfreude auf neue Eindrücke und Erlebnisse! Auf geht’s!