Slowakei

17.04.2013 – 21.04.2013, Wien (A) – Dömös (H)

Wir sind von Wien 70km durch Österreich geradelt, bis kurz vor die Grenze. 20km vor Bratislava haben wir unser Zelt am Waldrand aufgestellt; wild gezeltet wahrsten Sinne des Wortes, denn die WILD-Schweine haben wir in der Nacht auf dem nahen Feld gehört.

Uns geht es weiterhin gut, sehr gut sogar, auch wenn wir im Verlauf der Reise schon einige Verluste zu beklagen haben: Verlust einiger (weniger) Kilogramm, Verlust der weissen Hautfarbe, Verlust des müden Gesichtsausdruckes, Verlust des Stresses; aber auch Verlust eines Zeltstangenelementes durch Bruch, Verlust eine Fahrradständers durch Bruch, Verlust des intakten Schlafsackes durch Riss. Die meisten Verluste geniessen wir, die anderen können mit Gemütsruhe ertragen oder mit Geduld geflickt werden.

 

 

Slowakei – ein Land, das vorher wenige Bilder bei uns hervorgerufen hat und anschliessend viele Bilder hinterlassen hat.

Kurz vor Mittag sind wir in Bratislava eingefahren, erstaunlich ruhig, immer auf Radwegen. Das Zollamt Berg liegt einsam und verlassen am Strassenrand, zwischen den Betonplatten wächst Gras und Unkraut. Die Stadt selber war eine Überraschung: touristisch, aber nicht zu sehr; modern ohne „hip“ zu sein, preiswert aber nicht billig und vor allem einladend und gemütlich. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, haben ein wenig an der Geschichte der Stadt geschnuppert, auf der Burg eine frische Fruchtlimonade getrunken und im „Ufo“ auf der Brücke den Sonnenuntergang über Donau und Stadt genossen.

 

Weiter führte uns der Weg entlang des Stausees, 40km auf einem Deich. Die Grösse dieses ursprünglich Slowakisch – Ungarischen Projektes aus den 80er Jahren haben wir somit tatsächlich „erfahren“. Unser Ziel war Komarno, was wir an diesem Tag jedoch nicht mehr erreichten. Die Suche nach einem schönen Plätzchen für unser Zelt war zunächst nicht erfolgreich, doch Hals über Kopf landeten wir plötzlich in Kosihy bei Erzebet Jassova. Im Garten zwischen Altmetall und Vierkanthölzern durften wir unser Zelt aufbauen und am Morgen bei ihr frühstücken. WUNDERBAR. Begrüssung mit Selbstgebranntem, Verabschiedung mit Selbstgebranntem und für den besseren Schlaf auch noch einen Selbstgebrannten. Erzebet ist ca. 60-jährig, aufgeschlossen, neugierig, hat jedes Jahr 200 „turistas“ in Haus oder Garten und schnappt Sprachfetzen aus aller Herren Länder auf.

 

Komarno/Komarom war am nächsten Tag schnell erreicht und der Campingplatz auf ungarischer Seite dem Thermalbad angeschlossen, in dem wir es uns eine Weile gut gehen liessen. Die beiden Städtchen selber sind klein, hübsch, ruhig, genau das richtige für eine Samstagnachmittagserholung.

 

Ja, die Slowakei und die Menschen haben es uns angetan, weshalb wir bis Sturovo/Esztergom auf der linken Donauseite weitergeradelt sind. Mittlerweile ist der Frühling mit aller Macht angekommen, die Bäume sind grün gefedert statt braun verästelt, der Blütenduft betäubt uns fast und die Vögel zwitschern – wie üblich in Grenzgebieten – in verschiedenen uns unverständlichen Sprachen.

 

Wir haben uns sehr auf Esztergom (H) gefreut! Das Rom Ungarns begrüsste uns in der Nachmittagssonne mit wunderbarem Blick über die Donau auf den … Petersdom?? Die Strasse sind verwinkelt, die Häuser schnuckelig-schön und die Parkanlage an der Donau sehr einladend. Jedoch sollte diese Stadt uns kein Glück bringen, der Campingplatz war geschlossen, niemand konnte uns weiterhelfen auf der Suche nach einer bestimmten Pension; die Sprache ist … finnisch?? Nein, natürlich ungarisch, aber weder aus romanischen noch germanischen Sprachen herleitbar und für uns absolut unverständlich. Wir waren hungrig, frustriert und nach 1.5 Stunden Hin- und Herfahrerei  im Städtchen sind wir 20km durchgestartet entlang einer ungemütlichen Hauptverkehrsstrasse dem nächsten – geschlossenen – Zeltplatz entgegen. Langsam wurde es dunkel, und nach kurzer Rückversicherung im naheliegenden Restaurant haben wir erneut wild – also ohne Dusche, ohne WC – am Donauufer geschlafen.

Esztergom werden wir wohl auf einer anderen Reise – oder in einem späteren Leben – einmal besuchen!