Laos

11.-21.01.2014, Luang Namtha – Nam Ha NP – Huay Xai – Pak Beng – Luang Prabang

Hier in Laos haben wir die Uhren eine Stunde zurückstellen können. Und so erreichen wir um 16:50Uhr Ortszeit – also nach 7h10min Fahrt inklusive Grenzübergang – Luang Namtha.
Die Busfahrt war nicht nur eine Reise in ein anderes Land, sondern auch eine Reise zurück in eine andere Zeit. Um uns herum ab Grenzübergang: Urwald, Bananenplantagen und Dörfer, die nur aus wenigen Holz- oder Bambushütten bestehen. Luang Namtha hat ca. 18‘000 Einwohner und ist somit eine grössere Ortschaft. Da der Ort aber über ca. 10km verstreut liegt, wirkt das Zentrum ebenfalls dörflich. Abgesehen vielleicht von den –zig Guesthouses, die das Strassenbild zieren. Wir steigen im Erstbesten ab und zahlen 60‘000 Kip für’s Doppelzimmer. Das sind umgerechnet ziemlich genau 6 Euro. Der Standard ist o.k., in China hätten wir hierfür immerhin auch noch 20 Euro gezahlt.

 

Jedesmal, wenn man die Landesgrenze überquert, in ein neues und unbekanntes Land einreist, ist alles anders. Wir brauchen mindestens 24 wenn nicht sogar 48 Stunden, bevor wir einigermassen angekommen sind. Und so sitzen wir im Café an der Strasse, lassen Verkehr und Menschen auf uns wirken, und halten uns an dem fest, was wir kennen – unserem Computer. Ja, und ausgerechnet diesen erkennen wir nach einem falschen Knopfdruck auch nicht wieder. Wir haben einige kleine Fehler ausmerzen wollen und im Eifer des Gefechtes alle Programme gelöscht. Ohweh, ohje! Jetzt hilft nur noch ein Bier und – unruhiger – Schlaf.

Im Verlauf der kommenden Tage haben wir dann mit viel Zeitaufwand und Hilfe aus der Schweiz (danke, TS), alle uns wichtigen Funktionen wieder einrichten können. Zum Glück.

Dschungel. Ein Wort, das verschiedene Emotionen und Gefühle wachruft. Vor allem bei all denen, die dieses Wort nur aus Geschichten und Büchern kennen. Wir sind vor Jahren im Dschungel von Thailand gewesen, wir haben vor kurzem den Dschungel in Yunnan/Xishuangbanna besucht und nun begeben wir uns auf eine 3-tägige Treckingtour in den Nam Ha Nationalpark rund um Luang Namtha.

Am Morgen um 9:00Uhr holt uns der Fahrer mit seinem alten Transporter ab. Kha, unser Treckingguide vom Volk der Khmou ist auch schon da, klein und drahtig – und ein wenig müde von der Feier am Vorabend. Nachdem wir auf dem Markt eingekauft haben: Bohnen, Tofu, Tomaten, Pilze, Salat, Rindfleisch, Kaffee, Öl, Eier und 13l Wasser, fahren wir mit ca. 25km/h … manchmal auch 35km/h …. gen Westen.
Nach einer guten Stunde (also ca. 30km) empfangen uns ein paar Frauen mit Tragetaschen. Sie helfen uns den halben Weg hinauf zum ersten Dorf. In jede der Tragetaschen kommen 4Flaschen à 1,5l Wasser, dann werden die Tragriemen um die Stirn gelegt und ab geht es: barfuss in FlipFlops, steil bergauf über verregnete, schlammige Wege. Wir stellen uns an wie „ein Mädchen“, auf den ersten paar Metern. Die frischgewaschenen Hosen sehen schon nach 2 Minuten gar nicht mehr frisch gewaschen aus, zwischen den Zehen stecken Schlamm, Dreck und kleine Steinchen von der ersten Flussüberquerung – barfuss im eiskalten Wasser – und wir gehen 2 Schritte vor, rutschen einen zurück. So kann das nicht weitergehen!
Nach ein paar Minuten sind reissen wir uns zusammen, schauen den Frauen auf die flinken Füsse und strammen Waden und fangen langsam an, den Dschungel, der hier am Strassenrand beginnt, zu geniessen.
Dschungel – hier erfahren wir eine ganz neue Dimension. Links und rechts des schmalen und steilen Pfads kann man kaum ein paar Meter hineinschauen, ins Dickicht. 20m Höhe ist eher normal, für die Bäume, einige viele wachsen noch viel höher, und mittendrin stehen wilde Bananen, Bambus, Rattan und viele andere Pflanzen, für die wir keinen Namen haben. Die Frauen und Kha – Dschungelbewohner – sind die Umgebung, die Wege und die Aufstiege gewohnt. Wir sind jedoch erstaunt, wie häufig sie pausieren, einfach mal anhalten und gute (oder auch weniger gute Zigaretten-) Luft einatmen. Nach 2 Stunden erreichen wir die erste Hütte, einsam liegt sie auf einer kleinen Ebene. Ein Angehöriger der Hmong hat sich hier eine kleine Farm eingerichtet – wild wachsen Zuckerrohr, Ananas, Salat, Tomaten und Zitrusfrüchte durcheinander. Den einen oder Mangobaum glaube ich zu erkennen, aber die tragen zurzeit keine Früchte.
Wir essen zu Mittag, liebevoll zubereitet auf mehreren Bananenblättern gibt es Klebreis, Gemüsesalate und Früchte.
Die Frauen gehen wieder hinunter ins Tal – barfuss die eine, denn ihre FlipFlops sind zerrissen. Der Hmong-Farmer trägt nun einen Teil der Flaschen, der Rest wird auf uns aufgeteilt. Während wir weitergehen erzählt uns Kha, er habe vor Jahren genauso angefangen, mit Touristen zu arbeiten, wie die beiden Frauen. Er sei erst Träger gewesen, habe einige Englisch-Brocken aufgeschnappt. Später sei er „Assistent-Guide“ geworden und seit 3 Jahren nun führt er selber Gruppen und Grüppchen durch den Nam Ha Nationalpark. Sein Englisch ist gut, er hat alles durch die Touristen gelernt, nie in der Schule.

Nach einigen weiteren anstrengenden Stunden erreichen wir das erste Dorf – Nam Wan. Hier wohnen die Hmong, etwas weiter am Rand die Lahu. Das sind nur 2 der vielen Hundert Volksgruppen, die die Bevölkerung Laos‘ ausmachen.
Über einen anderen Weg ist das Dorf per Schotterstrasse zu erreichen. Und so finden wir neben Holzhäusern, Schweinen, Hühnern und Kinder auch einige Motorräder und Autos sowie sogar einen Bagger – es wird ein neues Haus gebaut.

Eco-Tourismus wird in Laos grossgeschrieben. Ob nun alles auch so funktioniert, wie es uns erklärt wird, sei dahin gestellt. Aber wenn auch nur ein Teil davon stimmt, ist ein wichtiger Schritt getan. Unser Geld – 30 Euro pro Person und Treckingtag – wird aufgeteilt zwischen dem Dorf, der Gastfamilie, dem Guide, der Organisation und auch zum Erhalt des Dschungels und der Instanthaltung der Wege. In den Dörfern werden die Touristen jedes Mal bei einer anderen Gastfamilie untergebracht damit niemand bevorzugt oder benachteiligt wird.

Unsere Unterkunft ist am Dorfrand in einem grösseren Holzhaus. Wie alle anderen Häuser steht es auf „Stelzen“, unten laufen Schweine, Hühner, Hunde, Katzen und Kinder in friedvoller Eintracht hin und her. Im Anbau, ebenerdig, befindet sich die Küche und auch hier haben Tiere und Menschen freien Zugang.
Der Wohnbereich – auf Stelzen – besteht aus einem einzigen grossen Raum, in dem an 3 Ecken mit Tüchern die 2x2m grossen Schlafräume verschiedener Familien abgetrennt sind. Diese „Räume“ erinnern an die eingehängten „Zimmer“ in unseren (westlichen)Familienzelten. Wir finden Platz mitten im Raum für unsere Rucksäcke und Schlafsäcke.

Es ist erst 15:00Uhr und nach einem Tee besichtigen wir das Dorf. Wir spazieren vorbei an einer Hochzeitsgesellschaft, ziehen weiter im Slalom an schlafenden Schweinen vorbei, beobachten die Mädchen beim Gummitwist (das wird wohl überall auf der Welt gespielt) und die Jungs beim Werfen eines selbstgebauten Holzkreisel, der mit einer Peitsche weiteren Schwung erhält. Am anderen Ende des Dorfs befindet sich die Schule. Ein ebenerdiges Holzhaus mit offensichtlich 3 Räumen – im Moment aber geschlossen. Die Lehrer sitzen vor einem offenen Feuer, unterhalten sich und geniessen die Reste des „Barbecue“, eine Waldratte. Ungläubig bestaunen wir die Mahlzeit – und lehnen dankend ab. Ja, wir sind wirklich noch satt vom Mittagessen!

So dreckig die Kinder auch sein mögen – vom Spielen vor den Häusern, so dreckig die Wege, die Füsse, die Hütten auch sein mögen, die Laoten sind wirklich ein reinliches Volk, die jungen Frauen meist in sauberen Kleidern anzutreffen. Täglich gehen Heerscharen von Menschen im ganzen Land an die Wasserstellen – ein Fluss, ein Bach, eine kleine Quelle oder auch, wo vorhanden, ein Wasserhahn.
Wir lassen uns die Waschzeremonie vor dem Abendessen nicht entgehen und spazieren mit Kha die ca. 700m bergab zum Bach. Hier stehen die jungen Frauen in Sarongs gekleidet – die jungen Männer nur mit Unterhose – im Wasser und schrubben sich und die Kleider einmal komplett. So eine Waschzeremonie dauert gut und gerne eine Stunde – Roman und ich machen Katzenwäsche. Nackt unter unseren Badetüchern, die immer wieder verrutschen, geben wir unser Bestes, so zu tun als würden wir sauber. Und so wie die jungen Laoten im Wasser für uns ein interessanter Anblick sind, so sind wir für die Ansässigen ein interessanter und lustiger Zeitvertreib. Während Roman und ich uns waschen, stehen alle still, beobachten und lachen vor sich hin.
Auf dem Weg zurück zum Haus und zum Abendessen sind unsere Füsse schon wieder matschig, dreckig. Das müssen wir wohl nochmals üben.

Der Abend geht früh zur Neige, die Nacht kommt innerhalb von wenigen Minuten mit aller Wucht und wir schlafen schon um 21:00Uhr zwischen den mit Tüchern abgetrennten Räumen der zwei erwachsenen Schwestern mit ihren Kindern und dem Raum desFamilienoberhauptes mit den jüngeren Söhnen.

Wasserlösen in der Nacht heisst: sich mit der Stirnlampe einen Weg hinaus aus der ersten Etage des Hauses, vorbei an schlafenden Schweinen und hinein in den hügeligen Urwald zu suchen. Das gleiche am Morgen zur Erledigung des grossen Geschäftes. Den Bewohnern Nam Wans ist von der Regierung der Bau einer Toilettenanlage vorgeschlagen worden. Sie haben dankend abgelehnt, da sonst den Schweinen das gute Futter des menschlichen Stuhlgangs entgehe…. Ob wir jetzt noch Schweinefleisch essen wollen?

Um 5:30Uhr morgens wachen die Kinder, die ganze Familie auf. Jeder Schritt auf dem Holzboden lässt uns in unseren Schlafsäcken seekrank werden und so begrüssen auch wir bald den jungen Tag. In der Küche raucht schon das Feuer am Boden, Kha kocht eifrig unser Frühstück und das Mittagspicknick. Während wir also da so sitzen, uns und unsere Kleider ausräuchern lassen und einen „3in1“ Pulverkaffee trinken, packt die eine Tochter im Suppentopf dem gekochten Schweinskopf an die Zähne und fischt ihn aus dem heissen Wasser. Mit brachialer Gewalt hämmert und sägt sie am Schädel herum bis er endlich in der Mitte zerbricht und das clementinengrosse Hirn freiliegt. Dies wird mit Messer und Löffel herausgelöst, die 3-jährige Enkelin lutscht an einem Knochensplitter, den ihr nach kurzer Zeit schon die Katze abspenstig macht. Das Hirn kommt in den Mörser, die Finger schnell noch abschlecken, der zertrümmerte Schädel landet wieder in der Suppe. Ebenso das mittlerweile fein zerriebene Hirn.
Wir lassen dieses Szenario auf nüchternen Magen an uns vorüberziehen und sind froh, dass es zum Frühstück Reis und Gemüse gibt. Die Schweinskopfsuppe lassen wir zurückgehen.

Dann geht’s gestärkt weiter, noch tiefer in den Dschungel hinein. Kha geht es heute besser, er hat den „Kater“ überstanden. Er zeigt uns verschiedene Pflanzen – giftige, heilende, essbare und einfach nur schöne. Irgendwann halten wir ein Stück Baumrinde in der Hand, die riecht nach Tigerbalm. Und genau daraus wird u.a. auch, wie er sagt, das Tigerbalm hergestellt.
Die weisslich-gelben Blüten, die auf dem Weg liegen sammeln wir ein, für’s Mittagessen am nächsten Tag. Den Namen habe ich vergessen, aber sie fallen von einem der sehr hohen und schlanken Bäume herunter. Regenwald und Nebelwald wechseln sich ab mit fast undurchdringlichem Gebüsch aus Bambus und wilden Bananen. Wir fühlen uns weit entfernt von jeglicher Zivilisation, die Wege sind schmal und wirken teilweise wie frisch von der Machte geschlagen. Mit der Machete begibt sich Kha dann auch seitlich ins undurchdringliche Grün, schlägt mit ein paar gezielten Bewegungen einen Bananen“baum“ um und trägt die riesige Blüte wie eine Trophäe vor sich her. Unser Abendessen. Vorher gibt es aber noch, wieder wunderschön auf Bananenblättern angerichtet, das Selbstgekochte vom Morgen. Zwei Handvoll Reis opfert Kha den Waldgeistern, danach können wir unsere Bäuche füllen.

Kurz nach Mittag erreichen wir das erste Haus, einsam auf einem kleinen Hügel. Die Familie sitzt einträchtig mit Hunden, Katzen und Hühnern ums Feuer im Wohnraum, jeder raucht aus einem grossen „Bong“ (Wasserpfeife aus Bambus) den selbstgezogenen Tabak und isst irgendetwas Undefiniertes. Das lila Stück Kartoffel schmeckt hervorragend. Dennoch ist die Stimmung irgendwie bedrückend – zumindest für Menschen wie uns, die wir gerne „etwas zu tun“ haben. Aber natürlich dürfen wir nicht vergessen, dass wir in Südostasien angekommen sind. Sanuk – oder das süsse Nichtstun – ist Lebensinhalt der Laoten.
Kaum 15 Minuten später erreichen wir das Dorf Nam Koi. Der etwas grössere Hügel überschaut Regen- und Nebelwald, Strassen gibt es keine, ebenso wenig motorisierte Fahrzeuge oder Strom (abgesehen von vereinzelten, DinA4 grossen Sonnenkollektoren).
37 Seelen auf 12 Häuser verteilt bewohnen mit Hühnern, Schweinen, Kühen und Hunden die abgeholzte Bergkuppe. Zwei Drittel der Bewohner sind Kinder, eine Schule aber gibt es nicht. Hier kann niemand lesen oder schreiben. Die Jungs spielen mit einem kleinen Bambusball, den sie über eine Schnur kicken; die Mädchen machen Hausarbeiten wie kochen, waschen oder Tiere füttern. Ein 13. Haus – das schönste von allen – ist für Touristen gebaut worden, die ab und zu einmal mit Tourguide hier vorbeischauen und etwas Geld da lassen. Wir stellen unsere Rucksäcke in dieser Bambushütte ab und erkunden die kleine Gemeinschaft.
Was uns als erstes in diesem Lahu – Dorf auffällt, sind die winzig kleinen aber bewohnten Häuschen auf hohen Stelzen. Das sind Liebesnester. Jedes Mädchen hier im Dorf, das über 16 Jahre alt ist und einen Freund hat, kann in seinem eigenen Häuschen schlafen (Platz genug ist gerade für ein Bett) und den Freund empfangen. Wenn dann das Mädchen empfangen hat, wird geheiratet. Natürlich heiraten die Familien hier untereinander und keine Fremden, was sich leider auch in dem einen oder anderen Gesicht wiederspiegelt.

Oben auf dem Berg hat man gute Aussicht, aber einen weiten Weg bis zum Wasser.
Gemeinsam mit Kha wandern wir bergab bis zur dschungelumrahmten Quelle, an der sich auch hier die Mädchen zum Körper- und Kleiderwaschen getroffen haben. Es ist ein hübsch-trauriger Anblick. Hübsch sind die Sarongs, die Gesichter, das Lächeln. Traurig ist das Rinnsal, das sich den Weg aus dem Gestein sucht, das in Plastikflaschen abgefüllt als Waschwasser oder Trinkwasser dient und das nur wenige Meter unterhalb des Waschplatzes in einer Schlammgrube versickert.

Zurück in der Gasthütte müssen wir schon bald unsere Stirnlampen holen, schnell zieht die Nacht über die abrasierte Bergkuppe. Vorher suchen wir noch im Abfall, der den Boden um die Häuser ziert, nach Holz für ein schönes Feuer. Die Kinder – sie haben ja sonst nichts zu tun – sammeln eifrig mit und erweisen sich als die besten Feuermänner und –frauen. Die Nacht auf der Kuppe teilen wir uns mit der Frau des Schamanen, einiger ihrer Kinder und zwei Hunden. Wir sitzen beisammen, füttern die Flammen und garnieren unsere Sprachversuche mit Gesten und einen Lächeln. Es ist ein schöner Abend.

Der Morgen des letzten Treckingtages erlöst uns von einem kalten und unruhigen Schlaf. Kha macht Kaffee und dieser treibt mich in die Büsche. Schon während ich friedlich vor mich hin hocke, nähert sich frontal eine freundliche Sau. In 1.5m Abstand wartet sie geduldig, starrt mich an. Kaum habe ich die Hose wieder am richtigen Fleck und mich einen Schritt entfernt, werde ich Zeugin des dörflichen Arguments gegen eine öffentliche Toilette. Ich muss mich abwenden, bevor mir übel wird.

Der heutige Abstieg ist kurz. Es ist der Weg, den die Dorfbewohner nehmen, wenn sie zum Markt gehen. Schon nach 2 Stunden erreichen wir die Strasse, das Strassendorf, und lassen uns auf einer Bambusmatte nieder. Kha fängt an zu kochen und erzählt uns, dass seine Frau sich freut, wenn er heute Abend nach Hause kommt. Sie freut sich auf ihn und auf seine Kochkünste. Wir können sie verstehen. Sein Essen hat immer gut geschmeckt. Auch wenn die Zutaten teilweise gewöhnungsbedürftig sind. Der halbe Liter frisches Schweineblut zum Beispiel hätte für uns nicht in den Rindfleischeintopf des ersten Abends gehört. Die eingesammelten Baumblüten sind sehr bitter, die Bananenblüte hingegen hervorragend lecker. Zum heutigen Mittagessen gemeinsam mit der Familie, auf deren Bambusmatte wir liegen, gibt es Baumblüten, Buschbohnen mit Chili, Knoblauch und Salz, Klebreis und …. Rattensuppe. Ich überwinde mich und nehme ein paar Löffel Brühe mit Grünzeug, kein Fleisch. Roman mag noch nicht einmal das probieren. Und ich verstehe ihn spätestens, als die Schwiegertochter den Rattenkopf aus der Suppe fischt und genüsslich das wenige Fleisch abpult. Schon wieder eine Gelegenheit bei der ich wegschaue. Hinschauen tu ich aber ganz interessiert, als Kha schon wieder in der Küche verschwindet und am Boden neben dem offenen Feuer ein rotes Süppchen rührt. Schweineblut. Er kennt anscheinend ein gutes Rezept, um dieses in rohem Zustand mit Kräutern und Wasser zu einem leckeren Getränk zu vermischen. Die Zeremonie gleicht eher der Herstellung von Zaubertrank, immer wieder tropft er die rote Suppe milliliterweise in eine Schüssel mit Wasser, beobachtet wie sich Schlieren bilden und zerteilt die Blutwolken mit einem Holzstock. Irgendwann stimmt die Konsistenz – und ich entferne mich. Alles Weitere muss ich mir nun doch nicht anschauen.

Müde erreichen wir am frühen Nachmittag per Transporter Luang Namtha. Wir leisten uns eines der teureren Gasthäuser. 8 Euro pro Doppelzimmer strapazieren unser Budget wirklich nicht. Unser Kopf ist voller neuer Eindrücke, unsere Energiereserven sind für heute aufgebraucht. Und so verbringen wir den Abend und den ganzen nächsten Tag seelenruhig in unserem Lieblingsrestaurant. Nur während ein paar Stunden erkunden wir per (Kinder-)Fahrrad die Strassen der nahen Umgebung.

Am 17.01.2014 fahren wir in 3.5h per Minivan nach Huay Xai. Dieser Ort befindet sich unweit des Goldenen Dreiecks, wo Laos, Myanmar und Thailand aufeinanderstossen. Huay Xai ist ein Grenzort par excellence, einzig die Bordelle haben wir nicht entdeckt. Menschen kommen, Menschen gehen, Rucksacktouristen und Koffertouristen, Laoten und Thai, alle suchen eine Übernachtungsmöglichkeit in einem der unzähligen Guesthouses entlang der Hauptstrasse. Wir finden Platz in einem guten Zimmer bei einer sehr verschrobenen Wirtin. Immerhin aber können wir bei Ihr das Ticket für die Bootsfahrt nach Luang Prabang buchen.

Huay Xai – Pak Beng – Luang Prabang per Boot
Das braune, schwerfällige Winterwasser der Lebensader schiebt uns endlich, langsam und laut unserem Ziel entgegen. Die Laoten sind „the most relaxed people on earth“ und somit startet unser Boot offiziell irgendwann zwischen 11:00Uhr und 12:00Uhr; aktuell aber erst um 12:30Uhr. Wir sind zwei unter vielen – Touristen, wohlgemerkt. Wenn die Wassermassen des Mekong abnehmen, so nehmen umgekehrt proportional die Touristenströme in Laos und in ganz Südostasien zu.
In fünf Stunden werden wir Pak Beng erreicht haben, ein 1-Strassen-Dorf mit einer Unzahl an Gasthäusern für zahlungswillige Westler. Morgen geht es weiter bis nach Luang Prabang, einer Stadt, die unter dem Schutz der Unesco steht.

Während unserer ganzen Reise sind wir noch nie an einem Ort so vielen Touristen aus Europa, USA oder auch Australien begegnet. Wir fühlen uns verloren und unpassend. Wir suchen keine Bars, kein westliches Essen, keine Biergelage. Und wir suchen auch nicht den Austausch über die gröbsten organisierten Abenteuer, die billigsten Absteigen oder die meistzertrampelten Wege. Schon in Luang Namtha – abgesehen von der dreitägigen Treckingtour – waren wir von Europa umgeben. Dass es noch dichter kommen könnte, habe ich mir nicht vorstellen können (Roman wohl) und mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass uns die heftigste Konfrontation mit Menschen, ähnlich denen die wir in der Heimat zurückgelassen haben um Neues zu entdecken, erst noch bevor steht.
Für uns bedeutet Reisen: Eintauchen in eine fremde Kultur, Menschen die hier zu Hause sind kennen und verstehen lernen, sich durchschlagen mit Händen und Füssen und einem Minimalwortschatz in der Landessprache. Teilweise bedeutet es auch, unter grossen Schwierigkeiten das zu erreichen, was uns vorschwebt, oder Pläne komplett fallen zu lassen, da sie sich als undurchführbar erweisen. Reisen muss nicht hart sein, aber erschwerte Umstände versüssen die Erinnerung.

Gemächlich fliesst der Mekong gen Süden und wir mit ihm. Ich versuche mich schwach in den zwei Tugenden der Laoten. „Süsses Nichtstun“ und „don’t worry“. Mit genügend Gelassenheit werde ich wohl auch Luang Prabang geniessen können, werde vielleicht die Westler ausblenden und die Laoten kennen lernen können.

Die Nacht in Pak Beng kommt – wie überall hier in Südostasien – wieder einmal schnell. Kaum sind die Touristenmassen, zu denen wir ja auch gehören, aus ihren vielen Touristenbooten ausgestiegen, sind auch schon alle Zimmer ausgebucht.
Ein Boot fasst ca. 70 Personen, alles „Ausländer“, und von diesen Booten liegen 5 im Hafen des kleinen Ortes. Wir sitzen geruhsam in einem Songteaow (Sammeltaxi) und lassen uns vor das im Hafen gebuchte Hostel bringen. Kleines Zimmer, alles o.k. Ausser vielleicht, dass es keine Fensterscheiben gibt. Nein, sie sind nicht herausgebrochen, in dieses Haus gehören keine Fensterscheiben. Das Mückengitter und die hölzernen Verschläge müssen reichen. Beim Frühstück am nächsten Morgen sehen wir im ganzen Ort und auf dem Boot nur übermüdetet Gesichter: alle habe in der Nacht ziemlich gefroren. Zum Glück haben wir unsere Sommerschlafsäcke dabei und mit der Mütze überm Kopf eine recht geruhsame Nacht hinter uns.

Unspektakulär ist die Bootsfahrt, kalt und windig; sie bringt uns über den breiten und schnell fliessenden Mekong innerhalb von 8 Stunden bis Luang Prabang.
Ohje, mir kommt es vor, wie Massenabfertigung. Nachdem wir über die sandige Anlegestelle steil bergauf gerutscht sind, müssen wir erst einmal für ein Songteauw-Ticket anstehen. So etwas habe ich noch nie erlebt! Massenweise fallen die Sammeltaxis – neben uns haben noch andere Touri-Boote angelegt – in die UNESCO-geschützte Stadt ein. Auch hier sind dann schnell die erschwinglichen Zimmer vergeben, eines haben wir noch erwischt.

Ja, Luang Prabang ist, nach dem der erste Eindruck verdaut ist, recht hübsch. Viele Tempel in gutem Zustand teilen sich den engem Raum auf der Halbinsel zwischen Mekong und Kham mit haufenweise Hotels. Der Tempel-Baustil ähnelt den Thai-Tempeln, noch ein wenig verspielter, ein wenig zierlicher, ein wenig geschwungener und für uns ein wenig ansprechender.
In drei Tagen gehen wir die kleine Halbinsel zwischen Mekong und Kham-Fluss mehrmals auf und ab. Wir frühstücken, essen zu Mittag und essen zu Abend, meist sehr westlich angehaucht, nur unter „Weissen“ in einem Touri-Restaurant am Ufer. Etwas anderes gibt es (fast) nicht. Zwischendurch schmeckt das Essen richtig gut, wir bekommen wieder einmal knackiges Baguette – Dank den Französischen Kolonialherren.
Eine Fähre bringt uns auf die andere Flussseite. Dort, kaum 200m von der winzigen „Grossstadt“ entfernt, spazieren wir über Schotterstrassen und Waldwege, vorbei an weiteren Tempelanlagen am Ufer des Mekong. Am nächsten Tag erkunden wir dort das weitere Hinterland mit den Fahrrädern, aber ausser Hügeln, dicken Steinen auf der Strasse vermischt mit Staub und Löchern, hat es nicht viel zu bieten. Ein Fischerboot bringt uns zurück zum Stadtufer, das war vielleicht das spektakulärste Ereignis in drei Tagen Luang Prabang. Ausser vielleicht – ja, das darf ich nicht vergessen! – die Almosen am Morgen.
Auch wir haben uns aus den Betten gequält, wie hunderte andere „Westler“, und stehen am frühen morgen parat, an der Tempelmauer, gemeinsam mit einheimischen Reisverkäuferinnen und Laotischen Touristen (die wir jetzt zum ersten Mal realisieren). Um halb sechs morgens ist hier echt schon `was los. Teppiche werden auf dem schmalen Bürgersteig ausgebreitet, Körbe mit Reis und Bananen stehen davor. Es ist ein Gewusel von links nach rechts und entlang der ganzen Hauptstrasse bis – ja bis sie kommen. Erst wenige, dann immer mehr der orange-gewandeten Männer ohne Haare und ohne Fussbekleidung strömen von den Aussenbezirken ins Zentrum. Es wäre eine ruhige Zeremonie, wenn nicht die vielen Touris (zu denen wir ja auch gehören, das darf man nie vergessen!) nicht scharenweise und haufenweise Fotos machten – manche sogar mit Blitz, was definitiv nicht erwünscht ist!

Ich knie in der Reihe der Gläubigen, störe (so bilde ich mir ein) nur wenig und sehe, wie betende Menschen jedem der Mönche und jungen Novizen einen gekneteten Brocken Klebreis in ihre Schüsseln legen, oder auch Bananen und Kekse. Wenn man den Fotoapparat beiseite legt und sich mitreissen lässt, so ist die Stimmung sehr besinnlich und feierlich! Und wunderschön! Ich kann mir vorstellen, dass ich mir als Buddhistin es nicht entgehen lassen würde, morgens in aller „Herrgottsfrühe“ Reis für die Mönche zu kochen und auszuteilen.

Am nächsten Morgen, 23.01.2014, fährt uns ein „VIP“-Bus nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos. Ach, VIP! Wie vermisse ich das Gedränge in den kirgisischen Bussen und Büschen, eingezwängt zwischen Einheimischen und Federvieh, unbequem aber mitten drin. Oder auch in den iranischen Bussen, mit ihren Fresspausen und Betpausen, mitten in der Nacht in eine Moschee, damit das Frühgebet gesprochen ist.
Reisen in Laos führt auch für uns nur unter höchst erschwerten Bedingungen weg vom Trampelpfad. Und ausgerichtet ist Reisen hier für die „Jungen“ (bis 25 Jahre) oder die „Alten“ in ihren Reisegruppen. Wir hängen mit unserem Alter und unseren Ansprüchen ein wenig im luftleeren Raum.

23.01.-05.02.2014, Vientiane – Tha Khaek – Savannakhet – Pakse – Tad Lo – Champasak (Wat Phou)

In zwei Stunden bringt uns der Bus von Pakse hinauf auf das Bolaven-Plateau. Bolaven heisst übersetzt „Land der Laven“; diese Volksgruppe ist eine der vielen Minoritäten in Laos. In Tad Lo finden wir einen kleinen Bungalow und richten uns ein. Auf 1000müM haben wir es etwas kühler erwartet – knappe 30°C umgeben uns und wir lassen uns faul in die Hängematte fallen.
Wie sind wir hier her gekommen? Nachdem uns der VIP – Bus mitsamt vieler anderer „Weisser“ in Vientiane abgesetzt hat, haben sich die Massen langsam verteilt. Im Backpacker-Hostel kamen wir uns eher fehl am Platz vor – laute Musik in der Lobby, die anderen Gäste sassen herum, die Gesichter von den Bildschirmen ihres Handys oder Tablets erleuchtet. Der Zimmerpreis hat uns erst einmal schockiert: 30Euro pro Nacht, das haben wir seit China nicht mehr bezahlt! Und das einem Hostel. Nun denn, das Zimmer war gut und zum weiteren Suchen hatten wir auch keine Lust.

Vientiane ist die Hauptstadt von Laos mit knapp 800‘000 Einwohner – ein Dorf für chinesische Verhältnisse. Wir haben uns den „Patuxai“ angeschaut – eine Anlehnung in Miniature an den französischen „Arc de Triomphe“ – und auf dem Weg dorthin das Nationale Fussballstadion entdeckt. Der Aachener Tivoli oder das Brügglifeld in Aarau sind grösser. Am Abend hat uns der Nachtmarkt am Mekong fasziniert, der aber leider ein reiner Kleider- und Accessoires-Markt ist. Wir hatten erwartet, dass es an allen Ecken und Enden brutzelt und zischt, wollten hier zu Abend essen. Hungrig haben wir das Gewusel auf uns wirken lassen und ein paar Strassen weiter an einer Strassenküche gegessen. Papayasalat und Nudeln mit Schnecken und Gemüse – so scharf, dass kleine Rauchschwaden aus Romans Ohren stiegen.

Der nächste Tag hat uns zum Haupttempel in der Innenstadt geführt, Wat Sisaket, der uns sehr an Thailand erinnerte. Viel schlanke goldene Buddha-Statuen aufgereiht in einer Art Kreuzgang um den Tempel in der Mitte. Die Tempel in Laos sind eher keine Highlights für uns. Schöne Gebäude in ruhiger Atmosphäre, teilweise imposante Buddha-Statuen oder tolle Wandgemälde. Die Stimmung ist friedvoll und entspannend. Ich kann all die Tempel, die wir bisher gesehen haben, nicht auseinander halten. Aber ich geniesse es immer wieder, einen kurzen Spaziergang durch die Anlagen zu machen, den Mönchen oder Novizen zuzuwinken und das eine oder andere kurze Gespräch auf Englisch mit ihnen zu führen.

Für den Nachmittag hatten wir uns harte Kost ausgesucht. Ca. 2km ausserhalb der Stadt liegt das COPE – Center. Die angeschlossenen Informationsräume erzählen die brutale Geschichte der 580‘000 Bombenangriffe durch die Amerikaner während des Vietnamkrieges. Bilder, altes Filmmaterial und original – Clusterbomben vervollständigen das furchtbare Bild. Ein längerer Film wird in der angrenzenden „Filmhöhle“ gezeigt: das Portrait eines Australiers, der einheimische junge Männer aus den Dörfern rekrutiert um sie zu Bombenentschärfern auszubilden. Faszinierend und frustrierend zugleich, da Laos (vor allem im Südosten wo sich der Ho Chi Minh Pfad befindet) flächendeckend mit Clusterbomben beworfen wurde. In Feldversuchen explodieren ca. 30% der „Bombies“ nicht; diese 30% entsprechen mehreren Millionen kokosnussgrossen Explosiva die zum allergrössten Teil unentdeckt herumliegen und Bauern, spielende Kinder, die gesamte Bevölkerung gefährden. Bis Laos mit Hilfe der Bombenentschärfer den Boden von der versteckten Bedrohung befreit hat, werden viele Jahrzehnte ins Land gehen. Im COPE-Center werden für Bombenopfer und andere Menschen mit Amputationen Prothesen angepasst, Rollstühle gebaut, Physiotherapie angeboten.

Berührt und aufgewühlt haben wir hier ein Gespräch mit zwei Deutschen begonnen, denen es ähnlich ging. Aus dem langen Gespräch vor dem COPE – Center wurde eine Verabredung zum Abendessen und ein sehr schöner Abend. Berlin, wir kommen dich und deine Bewohner bestimmt einmal besuchen!

Der Bus wird beladen. Und ich meine: beladen! Wir befinden uns am Busbahnhof in Vientiane, endlich passiert einmal etwas, alles kommt gut. Autoreifen, Zementsäcke, Markteinkäufe, ja sogar ein Motorrad wird in den „local Bus“ gepfercht. „Local“ als Gegensatz zu „VIP“. Immer wieder sitzen ein paar Touristen in diesen Bussen, diesmal sind wir zu 8 Ausländern mit 45 Einheimischen. Da macht es gar nichts, dass der Bus nur 40 Sitzplätze hat, er wird einfach restlos überladen. Mit den Zementsäcken auf dem Dach haben wir Angst, es bricht ein – die Ventilatoren hängen schon schief. In die Traktorreifen – ebenfalls auf dem Dach – werden unsere Rucksäcke verstaut, hoffentlich hält alles. Im Mittelgang liegen zur Hälfte (von hinten nach vorne, durchgehend den Boden bedeckend) Säcke voll Mais, auf denen schon einmal 7 Leute platziert werden. In die andere Hälfte des Mittelgangs stellt der Chauffeur noch 7 Stühle, vorne, neben dem Fahren stehen zwischenzeitlich 10 Menschen irgendwie zusammengepfercht. Wir sitzen ganz hinten, da ist der Platz für die „Falang“ (wörtich: Franzosen; allgemein: Fremde). Teils auf dem Boden, die Tagesrucksäcke auf dem Schoss oder als Rückenlehne. So geht es 11 Stunden mit vielen Pausen bis nach Tha Khaek.

Die Villa Tha Khaek ist 2km ausserhalb des Ortes, ein hübsches und empfehlenswertes Hotel – falls man sich Tha Khaek „antun“ will. Ausser, dass wir am Abend am Mekong entlang spaziert sind und irgendwo eine gute Suppe am Strassenrand gegessen haben, gab es nicht viel zu erleben. Ja, ausser vielleicht unser Spaziergang am nächsten Tag durch die Hintergassen. Am Tempel wird Fussball gespielt, etwas weiter „Kattu“ – ein Mannschaftsspiel mit Rattanball – und schlussendlich erreichen wir noch den Volleyballplatz und das grosse Fussballstadion. Überall ist in der Dämmerung etwas los. Es ist die beste Zeit, Laos zu geniessen.

Und genau um diese Uhrzeit zieht es uns auch durch die Strassen in Savannakhet. Hier haben wir es uns ein wenig schwer gemacht – das knietschrosa Hotel befand sich 5km entfernt vom Mekong – und nur dort war etwas los. Wir hatten weder Laden noch Restaurant in der Nähe, die TukTuk-Fahrer kannten die Adresse nicht. So sind wir aufgrund von Sprachschwierigkeiten immer mit dem gleichen TukTuk-Fahrer hin und retour gefahren – insgesamt 3x. Ja, Savannakhet hat ebenfalls nicht viel zu bieten, aber in der Abenddämmerung zwischen 16:30Uhr und 18:00Uhr, wenn die Laoten aufwachen und anfangen, sich zu bewegen, haben wir unseren Spaziergang genossen. Unter anderem sind wir auch hier an einem grossen Fussballstadion vorbeigekommen, drinnen spielten einige Teenager. Hier wollten wir auch hin, aber wie? Alle Tore waren abgeschlossen. Nach ein paar Minuten haben wir realisiert, dass alle – Spieler und Zuschauer – durch das ehemalige Ticket-Häuschen ins Gelände kommen. Kein Problem für uns. Aber irgendwie stelle ich es mir komisch vor, wenn ich – wie die Grossfamilie – im Tickethäuschen wohnte, und jeden Tag Teenager und Erwachsene durch meine Wohnstube ins Fussballstadion gelangen müssen. Wir haben uns jedenfalls ein wenig unwohl gefühlt, an der stillenden Mutter vorbei, durch deren Wohnung zu marschieren um ein paar schöne Fotos vom Stadion machen zu können.
Savannakhet ist ein verschlafenes Nest, wie bisher jede Stadt, die wir in Laos besucht haben. Nachdem wir beim Eco-Guide-Tourist-Büro sehr schlecht beraten wurden, sind wir weiter gezogen zur offiziellen Touristeninformation. Auch hier hat man uns die Stadt und die Umgebung nicht schmackhaft machen können. Somit haben wir uns bald schon ein Restaurant gesucht.
Wie wunderbar. Neben dem Restaurant befindet sich ein Massagesalon. Und da mein Geburtstagsgeschenk sich auf 10 Massagen in Südostasien beläuft, habe ich hier den ersten Gutschein eingelöst. Entspannend! Laotische Massage ist der Thaimassage nicht unähnlich, erst wird geknetet, dann wird gedehnt und irgendwann knackt es in den Gelenken. Aber ich liebe es!

Die Busfahrten von Tha Khaek nach Savannakhet und von Savannahkhet nach Pakse sind eigentlich alle ähnlich verlaufen: Viele Menschen für wenige Plätze, Säcke im Mittelgang, das eine oder andere Motorrad wird im Bus transportiert und auf dem Dach wird die Ernte des letzten Monats in die Nachbarstadt gebracht.
Jede Stunde wird ein Pause gemacht – entweder muss etwas abgeladen oder etwas aufgeladen werden, Menschen steigen aus, Menschen steigen ein. Der Busfahrer muss mal – oder isst was. Und wir wissen nie, wie lange die Pause dauert, und ob es sich lohnt, auszusteigen.

Im Zielort angekommen schlagen sich die TukTuk-Fahrer darum, uns in die Stadt zu bringen; der Busbahnhof befindet sich meist einige Kilometer ausserhalb. Und so erreichen wir den Markt in Pakse für umgerechnet 2 Euro. Im ausgewählten Hotel fühlen wir uns fast heimelig – es erinnert uns stark an die vielen Hotels, die wir in China gesehen haben.

Pakse ist dann wieder „ganz nett“. Hier ist richtig etwas los verglichen mit den anderen Orten, die wir in Laos bisher besucht haben. Und so schauen wir zu, wie die Erde sich von der Sonne wegdreht und das Mekongwasser sich rötlich färbt. Wir fahren mit den Fahrrädern auf die andere Seite des Nebenflusses „Sedone“, bewundern einen chinesischen Tempel und sind überrascht über die Kirmes im Nachbarort. Erst später am Abend realisieren wir, dass in das chinesiche neue Jahr „hineingefeiert“ wird. Wie bei uns ja auch zu Sylvester. In den Strassen brennt vor jedem Haus ein Feuer, die Utensilien des alten Jahres werden verbrannt. In den Wohnräumen sind die Haustempel festlich geschmückt und beleuchtet und in dieser Nacht können wir wirklich nur sehr schlecht schlafen, weil ganz Pakse ohrenbetäubende Musik hört und zwischen Mitternacht und 2Uhr morgens nonstop Feuerwerk in den Himmel geschickt wird.

So sind wir geschafft und müde, als wir am nächsten Tag Tad Lo erreichen. Ein wenig abseits vom „beaten track“ befinden sich auch hier viele Guesthouses und viele Touristen. Aber dennoch ist der Ort (noch) recht schön. Und das Naturspektakel wird sich hoffentlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten nicht ändern. Ein Wasserfall befindet sich nur wenige Meter vom „Dorfzentrum“, der nächste liegt 700m entfernt und ist wirklich eindrücklich. Zwischen beiden Wasserfällen kann man sich in den Sammelbecken tummeln – und das tun Einheimische und Touristen mit gleicher Freude. Hier kommen wir also noch mehr zur Ruhe, spazieren ein wenig flussaufwärts und flussabwärts, suchen den Weg zum dritten Wasserfall in ca. 5km Entfernung (und finden ihn nicht), spazieren dabei aber durch das eine oder andere Dorf sowie Bananenplantagen und Kaffeeplantagen. Hier oben, auf dem Bolaven-Plateau, wird der gute laotische Kaffee angepflanzt.

Mittlerweile sind wir im absolut entspannten und ruhigen Örtchen Champassak angekommen. Ja, es geht immer noch ruhiger und noch relaxter. Auch hier dominieren Guesthouses das Bild, andererseits aber gibt es nicht wirklich viele Touristen. Die wenigen, die hier ankommen und bleiben, verlaufen sich in dem Strassendorf voller Tempel, das sich über 8km (und mehrere Dorfnamen hinweg) bis zum Tempel Wat Phou verteilt. Diese Tempelanlage soll angeblich schon im 5.Jh angelegt und bis zum 11.Jh vervollständigt worden sein. Zunächst als Hindu-Tempel dem Gott Shiva und der Fruchtbarkeit gewidmet, wurde die Anlage später buddhistisch. Angeblich soll einerseits Wat Phou der grossen kambodschanischen Tempelanlage Angkor Wat Pate gestanden haben, und andererseits soll vermutlich im 10.Jh. sogar eine Strasse von hier direkt nach Angkor Wat geführt haben. Wir werden in den nächsten Wochen die Ähnlichkeit zwischen den Tempelanlagen genauestens evaluieren 😉

Denn: morgen früh geht’s schon wieder über die Grenzen. In den Süden, entlang des Mekong, durch Kambodscha ganz langsam bis ins Delta.